Status-Funktion
Essen kann Freundschaft, Zugehörigkeit, Festtagsstimmung und Nähe, ebenso sozialen Status, Macht, Hierarchie und Ausgrenzung signalisieren.
Statushohe Lebensmittel sind beispielsweise Champagner, erlesene Weine, teures, sehr zartes Fleisch, Öko-Brot, teure und edle Öle usw. Kennzeichnend für Lebensmittel dieser Art sind die vergleichsweise hohen Preise. Ein besonderes Öl kann beispielsweise schon etwa um DM 25 kosten. Für übliche Öle aus Sonnenblumenkernen oder Mais wird ungefähr nur ein Sechstel ausgegeben. Allerdings wissen alle beim Einkauf, dass andere, die sich solche hochpreisigen Produkte leisten, als Menschen einer besonderen Kategorie angesehen werden können.
Mit statushohen Lebensmitteln ist somit das Gefühl von Exklusivität, von Auserlesenem, von hoher Lebenskultur, hohen Ansprüchen und hochentwickeltem Geschmack und häufig auch die Einschätzung einer aufgeklärten Esskultur verbundenen. Die Tatsache, dass sich die meisten dieses nicht leisten können oder vielleicht sogar nicht zu schätzen wissen, wertet diese Lebensmittel zusätzlich auf. So muss man schon ein Weinkenner sein, um einen erlesenen Wein würdigen zu können.
Zudem können durch Nahrung und Essen Selbstwertgefühl und emotionale Sicherheit erzeugt werden, gleichermaßen Ängste und Schuldgefühle. Das konkrete Essverhalten ist in hohem Maße anfällig für soziale Beeinflussungen, für soziale Normen und kulturelle Regeln.
Die massive Wirkung von sozialen Wertvorstellungen wird am modernen Schlankheitsideal nur allzu deutlich. Insbesondere in der westlichen Wohlstandsgesellschaft existiert ein zunehmend negatives Image von Übergewichtigkeit. Übergewichtigen wird ein undiszipliniertes Ernährungsverhalten, mangelnde Selbstkontrolle und allgemein eine Abweichung von der dominierenden Leistungsideologie unterstellt.
Insbesondere Mädchen und Frauen verbinden mit dem äußeren Aussehen und seit einigen Jahrzehnten mit Schlanksein hohe persönliche Bewertung, Achtung und damit auch Selbstwertgefühl. Bevorzugt Mädchen und Frauen registrieren, dass ihre Geschlechtsgenossinnen, die die gewünschten Merkmale aufweisen, hohe Zuwendung und Beachtung genießen, in vielen alltäglichen Lebenszusammenhängen Bevorzugungen erfahren.
Umgekehrt erleben Mädchen und Frauen, die glauben, diese begehrten äußeren Erscheinungsformen nicht aufzuweisen, dass sie diese Art der Bewunderung, der Beachtung, der Bevorzugung nicht erfahren, eher im Gegenteil: Sie fühlen sich abgewertet, verhöhnt, ignoriert. In der Hoffnung, diese privilegierte Position der Schönen, Begehrten und Bewunderten beziehen zu können, sind viele Mädchen und Frauen nicht selten nahezu wahnhaft darum bemüht, diesem vermeintlichen Ideal der Schlankheit nachzueifern und darüber ihr natürliches Bedürfnis, sich ausgewogen und hinreichend zu ernähren, in gesundheitsschädigender Weise zu unterdrücken.
Samstag, 13. September 2008
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